Rosetta Stone gibt es schon seit vielen Jahren und seither ist das Programm einer der großen Player. Heute gibt es meine Erfahrungen zu Rosetta Stone im ungeschminkten Test.
Ist das Programm nach so vielen Jahren noch zeitgemäß? Was sind die Vor- und Nachteile und für wen ist Rosetta Stone geeignet? Diesen und weiteren Fragen widmen wir uns in diesem Erfahrungsbericht.
Rosetta Stone gehört zu den „Urgesteinen“ beim Sprachenlernen. Bereits 1992 (!!) wurde das Unternehmen in den USA gegründet und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.
Nach wie vor ist der Heimatmarkt in den USA der wichtigste, aber es gibt auch viele Anhänger der Methode in Europa.
Zu den Kunden zählen nicht nur Privatkunden, sondern auch Bildungseinrichtungen und große Firmen wie Twitter und BMW.
Das Sprachenangebot von Rosetta Stone ist relativ groß. Insgesamt 24 Sprachen stehen zur Auswahl:
Vielen von euch wird Rosetta Stone schon ein Begriff sein. Es gibt keine Grammatikerklärungen und vor allem keine Übersetzungen.
Das wird als Immersionsmethode bezeichnet. Man soll die Sprache wie ein Kind lernen. Das Ziel ist, ganz in die Zielsprache einzutauchen und nur von dieser umgeben zu sein. Man lernt im Kontext von Alltagssituationen, schließt anhand von Bildern auf die Bedeutung von Wörtern und wendet die Sprache nicht nur bei einzelnen Sätzen, sondern auch in Dialogen an.
Je nach Sprache gibt es ca. 20 Einheiten. Hier ein paar Beispiele aus dem Französischkurs:
Jede Einheit besteht wiederum aus 4 Lektionen und die Lektionen aus zahlreichen Übungen. Pro Einheit kommt man ca. auf 6 Stunden Übungszeit. Bei 20 Einheiten bedeutet das laut meinen Berechnungen ca. 120 Stunden, um alle Übungen zu machen.
Bei den unterschiedlichen Übungen ist positiv anzumerken, dass man nicht nur viel hört, sondern auch viel gesprochen wird. Die Qualität der Audios ist sehr gut und von Muttersprachlern aufgenommen. Die Spracherkennungssoftware funktioniert nicht perfekt, aber im Großen und Ganzen gut.
Positiv ist auch hervorzuheben, dass nicht nur einzelne Wörter und Sätze geübt werden, sondern auch kurze Dialoge.
Negativ ist vor allem, dass sich die Übungen oft wiederholen und dadurch ein bisschen Langeweile aufkommen kann.
Nein. Wie ich schon vorher kurz erklärt habe, gibt es keine Grammatikerklärungen. Es wird zwar Grammatik geübt, aber nicht beschrieben. Man soll selbst die Logik dahinter selbst erkennen, was auch meistens ganz gut funktioniert. Manchmal aber auch nicht.
Wie viele von euch wissen, empfehle ich generell, das Lernen mit einer App immer mit einem günstigen Privatlehrer über Preply oder Italki zu verknüpfen (1 Stunde pro Woche), um Gespräche zu führen, um Texte wie Nachrichten zu schreiben und um Verständnisfragen zum Wortschatz und zur Grammatik zu klären.
Besonders bei Rosetta Stone, wo eben gänzlich auf Grammatikerklärungen verzichtet wird, wäre das sehr sinnvoll.
Neben dem eigentliche Kurs gibt es auch folgende Zusatzfeatures:
Das ist relativ neu bei Rosetta Stone und mit Sicherheit eine gute Idee.
In Kleingruppen (bis zu 6 Personen) können 25 minütige Sitzungen gebucht werden. Zu jeder Einheit gibt es 2 mögliche Sessions (einmal für die Lektionen 1+2 und einmal für die Lektionen 3+4). Das heißt, es gibt bei 20 Einheiten insgesamt 40 unterschiedliche Sitzungen.
Der Unterricht wird von Muttersprachlern geleitet und ist gut organisiert. Es wird auch bei diesen keine Grammatik erklärt, aber es wird viel gesprochen.
Der Preis ist fair, er bewegt sich aktuell um die 100 Euro für 12 Monate. Alternativ kann ich natürlich Preply oder Italki empfehlen, wo man sich günstig einen Privatlehrer nehmen kann.
Hier kommen wir zu einem der großen Nachteile des Programms. Rosetta Stone nur für die Grundlagen und damit für Anfänger geeignet. Der Umfang ist größer als bei der direkten Konkurrenz Mondly, aber immer noch bescheiden. Mehr als ein gutes A2 Niveau bzw. schlechtes B1 Niveau wird mit Rosetta Stone nicht möglich sein.
Für Personen, die schon Grundkenntnisse besitzen oder noch keine oder kaum Kenntnisse haben und sich schon sicher sind, ein hohes Level erreichen zu wollen, wäre beispielsweise unser Testsieger Gymglish eine Option.
Hier gibt es keine Beanstandungen. Das Programm ist sehr übersichtlich aufgebaut. Man kann die Einheiten und Übungen frei auswählen oder man folgt einfach dem Pfad und macht eine Übung nach der anderen.
Man wird zu Beginn auch aufgefordert das aktuelle Niveau auszuwählen. Das ist aber mit Vorsicht zu genießen. Ich habe bei Französisch „Fortgeschritten“ ausgewählt obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nur ein A2 Niveau hatte und die Übungen waren trotzdem zu einfach.
Apps wie Mondly setzen auf Ranglisten und Wettbewerbe, Apps wie Gymglish auf das Folgen einer Story. Bei Rosetta Stone sucht man vergeblich nach diesen Anreizen.
Aber es kann natürlich motivieren, dass man sehr schnell zu sprechen beginnt und das Verstehen der Logiken kann zu Erfolgserlebnissen führen und damit auch motivieren.
Es gibt darüber hinaus auch kein ausgeklügeltes System wie bei Mosalingua, um die Vokabeln und Ausdrücke effizient in den richtigen Zeitabständen zu wiederholen oder auch keine künstliche Intelligenz wie bei Gymglish, die sich automatisch und permanent auf dein aktuelles Niveau anpasst.
Die Folge ist, dass für viele oft unnötig und zu viel wiederholt wird und damit weniger effizient gelernt wird.
Es ist insbesondere für Anfänger eine gute Option, denen es wichtig ist, intuitiv und ohne jegliche Grammatikerklärungen zu lernen.
Wenn ihr von vornherein vorhabt, eine Sprache wirklich gut zu erlernen, würde ich euch eher davon abraten. Bei höheren Niveaustufen ist es fast unumgänglich, sich auch mit der Grammatik auseinanderzusetzen und dann fehlt euch nach Rosetta Stone die gesunde Basis.
Rosetta Stone hat ein einzigartiges System und genießt bei Lernern, die ohne Grammatikerklärungen und Übersetzungen lernen wollen, definitiv einen guten Ruf. Der ziemlich geringe Umfang (nur für Anfänger geeignet) und der eher langsame Lernfortschritt sind aber doch 2 große Nachteile, über die man nicht hinwegsehen kann.
Für diejenigen, die ein hohes Niveau anstreben und Grammatikerklärungen wünschen, können sich hier den Testbericht über Gymglish ansehen.
Ich wünsche euch weiterhin viel Freude beim Sprachenlernen.
Alles Liebe
Wolfgang
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